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KW 21/16

Wochenbrief KW 21/2016

Gibt es den gerechten Preis für die Milch?

Liebe Kunden/innen

Gibt es einen gerechten Preis? Dazu später mehr zuerst ein Bericht vom Hof. Das Jahr ist fast schon wieder halb vorüber. Man kann es kaum glauben, Weihnachten und Silvester sind noch zu frisch in der Erinnerung. Nun da aber der Nussbaum und die Esche, die Spätzünder des Frühlings, ja manchmal mag man glauben sie trauen der Jahreszeit noch nicht so richtig so zögerlich schieben sie ihre Blätter aus den Ästen, jetzt auch begrünt sind, ist der Frühling da und der Sommer nicht weit.

Das Jahr meinte es bisher gut mit uns. Es regnet zwar häufig, aber trotzdem haben wir dazwischen die Zeit die notwendigen Arbeiten auf den Feldern zu erledigen. In den letzten Wochen säten wir Kürbisse Zucchini und Zuckermais. Die Wärme und die Bodenfeuchtigkeit lassen das Saatgut, aber auch ärgerlicherweise das Unkraut, hervorragend keimen. Der Traktor mit der Hackmaschine, mit scharf geschliffenen Hackscharen, ist startklar und wartet auf seinen Einsatz.

In unseren Gewächshäusern beginnt die Saison der Sommergemüse. Paprika, Tomaten uns Schlangengurken werden diese Woche gepflanzt. Zurzeit ernten wir Rucola, Petersilie, Schnittlauch, Mangold, Kohlrabi und Eiszapfen.

Neben der Spargelsaison hat diese Woche auch die Erdbeersaison begonnen. Noch sind die Mengen klein und der Preis ist groß, aber dies wird sich in den nächsten Wochen noch ins Gegenteil verkehren. Bei Äpfel und Kartoffeln erreichen wir jetzt so langsam das Ende der Saison alterntiger Ware. Sie merken das auch an der Qualität der Produkte. Fast 8 Monate im Kühlhaus und im Lager gehen an diesen Früchten nicht unbemerkt vorüber. Hier sollten Sie kleinere Fehler tolerieren. Alterntige Kartoffeln gibt es voraussichtlich noch ca. 1 – 2 Wochen. Diese werden dann abgelöst von den ersten Bio-Frühkartoffeln aus der Pfalz. Bei Äpfeln geht die Saison noch voraussichtlich 6 bis 8 Wochen. Neben der Beerenzeit beginnt nun auch die Saison der Steinfrüchte. Die ersten Nektarinen, Pfirsiche und Aprikosen haben wir schon im Angebot.

Wie hoch ist ein gerechter Preis für die Milch. 30, 40 oder doch 50 Cent. Reden könnten wir auch über einen gerechten Preis für Radieschen, oder Tomaten. Der Forderung nach gerechten Preisen folgt auf dem Fuß die Notwendigkeit der Mengenregulierung, denn zu gerechten Preisen in unbegrenzten Mengen zu produzieren wäre ein Traum für jeden Bauern, dann jedoch wären wir wieder dort wo wir herkommen und wo viele Milchbauern wieder hinwollen: bei den Milchmengenkontingenten. In solch geschützten Märkten lebt es sich eben bequem und oft steht hinter einer wohlgemeinten Argumentation nichts weiter als Besitzstandswahrung, wie z.B.: die Winzer unter dem Hinweis des Schutzes der Steillagen die Pflanzrechte für Weinreben verteidigen. Oft ist auch die Forderung nach einem gerechten Preis mit der Wunschvorstellung nach einem anstrengungslosen Wohlstand verknüpft, dahingehend einen Anspruch auf einen bestimmten Preis zu haben. Ich sehe sehr wohl die Not der Milchbauern, bei nun 20 Cent/kg Milch fehlen einem durchschnittlichen Milcherzeuger mehrere 10 000 € am Jahresende. Da hilft dann nur der Gang nach Canossa zur Hausbank, wo einem eine Milchschnitte erklärt wie man es besser machen könnte und sollte. „Den Traktor an die hauseigene Leasinggesellschaft verkaufen um ihn dann zurück zu leasen“. Das ist bitter, hilft der Bank aber nicht dem Bauern.

Die Milchkrise ist ein Ergebnis der Exportorientierung der Milchwirtschaft in den letzten Jahren, unterstützt vom Bauernverband und der Politik. Aldi, Lidl und Co trifft hier am wenigsten die Schuld. Die Milchviehhaltung hat sich in den letzten Jahren dramatisch verändert. Durch die Genomanalyse haben wir einen rasanten Zuchtfortschritt. 10 000kg Milch pro Kuh sind fast schon die Regel. Ermolken werden diese Leistungen aber nur mit einem übermäßigen Kraftfuttereinsatz, dem zusätzlich noch Glyzerin, Propylen, Glykol oder auch Harnstoff beigemischt wird um den Energie und Eiweißgehalt im Futter sicherzustellen. Eines der Hauptprobleme der Milchviehfütterung ist heute, die für die Michproduktion der Kuh notwendigen Futtermengen überhaupt in die Kuh hineinzubekommen. So ein Milchkuhleben ist heute ein Dasein im physiologischen Dauerstress. So leidet neben dem Milchbauern auch die Milchkuh in der Milchkrise. Das wird zu oft vergessen.

Ein gerechter Preis ist der, den Sie bereit sind für ein Produkt zu zahlen. Sie können 40 Cent für den Liter Milch bezahlen, aber auch 1,60€. Wenn Sie 1,60€ bezahlen wissen Sie aber auch, dass die Milch ökologisch erzeugt wurde, dass die Kühe einen Auslauf haben und im Sommer auf die Weide kommen. Sie können 10 Cent für ein Ei bezahlen aber auch 40 Cent oder 50 Cent. Dann aber wissen Sie, dass bei Biolandhühner max. 3000 Hennen/Stall gehalten werden, dass die Hennen einen Weidauslauf haben und mit nicht gentechnisch verändertem Futter gefüttert werden. Schmecken werden Sie in den wenigsten Fällen den Unterschied, aber mit dem Preis, den Sie bereit sind zu zahlen machen Sie auch eine Aussage darüber, was für eine Art von Landwirtschaft sie wollen.

Ich wünsche Ihnen eine schöne sonnige Woche
Michael Braun

 

Tel.: 07042 9 20 64

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