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KW 35/22

9/2 ….und wenn wir nichts tun was dann..?

Liebe Kundinnen, liebe Kunden,

seit meinem letzten Rundbrief zu Weihnachten 2021 sind nun fast wieder 9 Monate vergangen.
Eigentlich eine kurze Zeitspanne, doch was in diesen paar Monaten seither passiert ist, war vielleicht absehbar, aber so wie es dann wurde, für die wenigsten vorstellbar auch nicht für mich. Seit der letzten Finanzkriese 2007/08 dümpelte die Welt, zumindest die Welt um uns herum so im Gleichklang vor sich hin. Die Dinge die passierten waren einigermaßen vorhersehbar, das Leben war planbar, große Überraschungen waren nicht zu befürchten. Die Energie war günstig ebenso die Lebensmittel, die Kriege wurden gefühlt woanders geführt, sicht- und spürbar waren sie für uns nur in der Anzahl der Flüchtlinge, die zu uns kamen und schon das war für viele eine Zumutung. Eine Lethargie hat sich wie Krautfäule über das Land gelegt. Wir, auch ich, waren satt und wurden bequem. Die einzigen die sich dem noch widersetzten war die „friday for future“ Bewegung. Dann, 2020 hat Corona das Land durchgeschüttelt und die Jugend von der Straße gefegt.

Wer nicht unmittelbar und direkt in der Landwirtschaft beschäftigt ist, bemerkte es kaum, zu schleichend war dieser Prozess, zumindest für das menschliche Erinnerungsvermögen. Etwas globaler, die Zeitspanne betreffend betrachtet, ging es rasend schnell. Ab 2017 wurde es trocken und die Trockenheit hat sich bis heute gehalten. Die Sommer wurden heißer und diese elende Hitze hält sich von Jahr zu Jahr länger. Die Zeiträume verschieben sich. Unsere Rauchschwalben kommen drei Wochen früher aus Afrika als noch vor einem Jahrzehnt und die Getreideernte ist mittlerweile schon Mitte Juli abgeschlossen das bedeutet ebenfalls eine Verschiebung von drei Wochen. Wir konnten noch früher, und hier meine ich vor 10 Jahren, fast alle Gemüsearten im Freiland ohne Bewässerung anbauen, das ist heute nahezu unmöglich geworden. Ja wir erleben gerade eines der trockensten Jahre seit ich diesen Betrieb übernommen habe. Seit Monaten bleibt der Regen aus und wenn es dann mal regnet, dann eben viel zu wenig, als dass dies den Pflanzen helfen könnte.

Wir haben uns mittlerweile auf diese Situation eingestellt, so gut es eben geht. Auf unseren Feldern steht hauptsächlich noch Luzerne. Ein Leguminose die den Stickstoff aus der Luft im Zusammenspiel mit, mit ihr symbiotisch lebenden Bakterien, verwerten kann. Zudem hält diese Pflanze Hitze und Trockenheit sehr gut aus. Sie wächst auch dann noch und ist grün, wenn selbst das Gras auf benachbarten Feldern schon vertrocknet ist. Luzerne ist eine Futterpflanze für Wiederkäuer, Kühe, Schafe und Ziegen. In der Regel verkaufen wir den Aufwuchs an Kollegen mit Viehhaltung, doch diese hatten sich in weiser Voraussicht in den letzten Jahren ausreichend mit Futter eingedeckt. Deshalb haben wir in diesem Jahr den Aufwuchs an eine Biogasanlage verkauft, obwohl ich kein großer Freund dieser Energieversorgung bin. Aber dieses Jahr war das die richtige Entscheidung.

Auf den anderen Freilandflächen bauen wir nur noch Kürbisse, Zucchini und Zuckermais an. Die Früchte sind natürlich wegen der anhaltenden Trockenheit etwas kleiner als sonst üblich, aber es ist immer wieder bewundernswert, wie die Pflanzen diese Hitze und Trockenheit aushalten.

Für die Kulturen in unseren Gewächshäusern, wie Tomaten und Gurken, ist die Trockenheit günstig. Durch die geringe Luftfeuchtigkeit haben wir dieses Jahr keine Probleme mit Pilzkrankheiten und auch Läuse und Milben halten sich dieses Jahr zurück. In den Gurken ist dieses Jahr allerdings ein neuer bisher unbekannter Schädling aufgetaucht, die Reiswanze. Die steigenden Temperaturen lassen nun auch hier Schädlinge heimisch werden die bisher nur weiter südlich anzutreffen waren.

Nächste Woche ist auch schon wieder die Gurkensaison bei uns zu Ende und wir bereiten die Gewächshäuser auf den Herbst für die Feldsalatpflanzungen vor. So schnell geht das Jahr vorüber. Dass der Sommer bald vorbei ist merkt man auch daran, dass schon die erste Brut unserer Rauchschwalben Richtung Süden davonflog. Dass sie in einer Art Aufbruchsstimmung sind, hat man schon die ganze Woche gespürt. Ich vermute, dass diese Vögel ganz schön aufgeregt und auch angespannt vor dieser langen gefährlichen Reise nach Afrika sind. Die zweite Brut, die in diesen Tagen die Nester verlassen hat verlässt uns dann Mitte September. Und dann hoffen wir, dass sie irgendwann im April 2023 wieder gesund zu uns zurückkehren.

Unser Lieferservice ist weiterhin sehr erfolgreich. Wir konnten die Ergebnisse des letzten Jahres, zumindest bis zur Jahresmitte weitgehend halten. Das tut gut und entspannt die angespannte Situation in Gärtnerei und Landwirtschaft etwas. Unser 2018 geplantes und dann 2021 umgesetztes Bauprojekt ist nun fast fertig. Seit vier Monaten warten wir noch auf drei elektronische Bauteile für die Schaltkästen. Das ist ärgerlich aber nun mal nicht zu ändern. Obwohl die Investitionen die wir in 2021 getätigt haben sich auf weit über eine Mill € belaufen, entschlossen wir uns dann doch noch im Frühjahr dieses Jahres eine große PV-anlage zu bauen. Mit dem Bau begannen wir im Juli. Die PV-Elemente sind komplett montiert, was nun noch fehlt sind nur noch zwei Wechselrichter. Wir hoffen, dass wir diese PV-Anlage Ende September in Betrieb nehmen können. Diese PV Anlage hat eine Jahresleistung von 250 000 KWh. Eine weitere Besonderheit unserer Neubaumaßnahmen ist, dass die neue Kälteanlage nicht mehr mit den Ozonschädlichen FCKW-haltigen Kältemittel betrieben wird, sondern mit Propangas, zudem ist hier noch ein Wärmetauscher verbaut, so dass wir die Abwärme zum Heizen nutzen können. Wir tun was wir können um hier bei uns im Kleinen die Energiekriese ein wenig abzumildern.

Und jetzt komme ich auf den Anfang dieses Rundbriefes zurück, war diese Situation in der wir uns zurzeit befinden vorhersehbar? Wenn man durch den Zeittrichter in die Zukunft blickt, wird dieser Trichter schon nach zwei Monaten so breit, dass Vorhersagen fast nicht mehr möglich sind. Fokussieren wir uns allerdings auf ganz bestimmte Themen wie Klimawandel oder die unerträgliche Akkumulation des Vermögens, oder den demografischen Wandel, dann wird dieser Trichter so schmal, dass wir wissen und sehen wie es wird, sein wird, wenn wir uns nicht ändern und entsprechend handeln. Ja ich denke oft, wir haben mehr Angst vor den Veränderungen, als vor den Konsequenzen wenn wir nichts tun.
Es ist Sommer und die Blätter fallen, fallen wie im Herbst. Das macht nachdenklich und die Kastanie leidet am stärksten.

Ich wünsche ihnen noch sehr schöne regnerische nasse Sommerferien.

Jetzt am Freitagabend, nachdem ich dieses Infoschreiben fertig hatte, beginnt es zu regnen, es regnete so viel wie in den letzten vier Monaten nicht. Vielleicht hilft es noch dem letztgesäten Zuckermais zu einem etwas besseren Ertrag. Jedenfalls, die Natur atmet auf.

Gruß
Michael Braun


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