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KW 29/20

... ein Problem das Corona in den Schatten stellt

Liebe Kunden/innen,

2020 hätte so schön werden können. Wenn nichts passiert wäre. Wenn es die Fortsetzung von 2017, 2018 und 2019 gewesen wäre. Das waren, wie die Jahre zuvor, abgesehen von der Trockenheit, schon gute Jahre. Jedes Jahr ein wenig mehr. Mehr Umsatz, mehr Mitarbeiter, aber dann doch nur so viel mehr, dass es eben nicht zu viel war. Man ist zufrieden. Nahezu selbstzufrieden. In diesem Zustand erübrigen sich selbst Wünsche nach Veränderungen. Man wird träge. Und dann dieser Knall, dieser Kracher, der uns schlagartig aufgeweckt hat und so vieles in Frage stellte was für uns bisher selbstverständlich war. Eine warme Wohnung, warmes Wasser, Fleisch an jedem Tag und reisen wohin man mag und will. Auf einmal verändert sich die Welt, verändern sich Dinge, die man zuvor nie für möglich gehalten hätte.

Schon am Anfang dieses Jahres verspürten wir eine gewisse Nervosität. Der Zuwachs an Kunden war vergleichbar mit dem Vorjahr zwar überdurchschnittlich, dann aber auch nicht so außergewöhnlich, als dass wir die zusätzliche Arbeit nicht bewältigen konnten. Dann allerdings am Montag vor dem Lockdown, vor dem Dienstag an dem die Schulen schlossen, in dieser Nacht von Montag auf Dienstag brachen die Shop Server unter der Last der Neukundenanfragen zusammen. Abgesehen davon beschlossen wir einen Neukundenstopp, denn es war uns einfach nicht möglich noch mehr Aufträge mit den vorhandenen Mitarbeitern/innen abarbeiten zu können. In den Folgewochen stellten wir unseren Packbetrieb von einem Einschichtmodel auf ein Zweischichtmodel um und stellten 15 neue Mitarbeiter ein. Während andere Betriebe schließen mussten, arbeiteten wir unter Volllast weiter. Wir haben in dieser Zeit unseren Mitarbeitern/innen sehr viel abverlangt. Es war nicht nur das Mehr an Arbeit, auch immer saß einem dieses Corona Virus im Nacken. Diese Anspannung ist auch noch heute im Betrieb zu spüren. Nur nicht unvorsichtig werden, jetzt wo gerade auch in den Schlachtereien Corona wieder sein Comeback feiert. Ja, auch uns könnte das jederzeit passieren, obwohl wir die Abteilungen trennten, keine gemeinsame Mittagspause machen, Mundschutz tragen, uns möglichst nicht näher als 2 m kommen. So gesehen sind wir bisher sehr gut durch diese Krise gekommen und ich denke, auch nur deshalb, weil sich auch alle anderen so vorbildlich an die Regeln des Lockdowns gehalten haben. Als Landwirt habe ich nun mal eben eine andere Sicht auf diese Dinge, als die Kritiker der Einschränkungen. Denn ich weiß, welches Problem ich habe, wenn ich eine Wildsau, infiziert mit der afrikanischen Schweinepest (auch ein Virus), durch einen Schweinestall treibe. Das wird ein Elend sein. Das überlebt das Mastschwein nicht.

Seit drei Wochen arbeiten wir die Warteliste der Kunden ab, die sich nach dem Lockdown bei uns angemeldet haben, und wir nehmen auch wieder Neukunden an.

Die Mehrwertsteuersenkung ist die Ouvertüre zur Preisschlacht im Lebensmitteleinzelhandel. Wo noch vor kurzem über die große Wertschätzung von Lebensmitteln geredet wurde, überbieten sich zurzeit die Händler mit Rabatten. Es ist so als ob dieser Coronaknall wirkungslos verpufft. Es ist so als ob nichts passiert ist. Nichts Außergewöhnliches gewesen wäre. Es ist so, wie ein Hund, der ins Wasser fällt und sich schüttelt. Wir haben nichts dazugelernt. Bei einer Umsatzrendite zwischen 3% und 6% im Lebensmittelhandel ist natürlich die Mehrwertsteuersenkung ein sehr großer Hebel. Was sich bei Ihnen im Cent-Bereich bemerkbar macht, summiert sich bei uns bis zum Jahresende zu einem 5 stelligen Eurobetrag auf. Wir haben folgendes beschlossen:
1. Die Preise nicht pauschal um etwa 2% zu senken, sondern wir bieten Ihnen bis zum Jahresende verschiede Artikel zu sehr günstigen Preisen an.
2. Wir nutzen die Möglichkeit unseren Mitarbeitern/innen einen weiteren Bonus, den sogenannten Coronabonus, zu zahlen.
3. Wir unterstützen sinnvolle Projekte über die wir Sie noch informieren werden.

In unseren Gewächshäusern werden nächste Woche die ersten Tomaten rot, wie immer pünktlich zum Beginn der Sommerferien. Gurken ernten wir schon seit zwei Wochen. Die Paprika schwächeln noch ein wenig aber auch hier rechnen wir bis in zwei Wochen mit guten Erntemengen. Ebenfalls in zwei Wochen werden wir die ersten Stangenbohnen ernten.

Und draußen auf den Feldern ist es Staubtrocken. Wir haben nun das dritte Trockenjahr in Folge. Die gelegentlichen Regenfälle täuschen über die auch in diesem Jahr wieder extreme Trockenheit hinweg. Bei der Unkrautbekämpfung in den Kürbissen musste man zeitweilig den Schlepper anhalten, weil einem der Staub die Sicht auf die Kürbisreihen nahm. Im Freiland bauen wir in diesem Jahr nur Kürbisse und Zuckermais an. Die Erfahrung der letzten drei Jahre hat uns gezeigt, dass Feldgemüseanbau im Freiland ohne Bewässerungsmöglichkeiten nicht mehr möglich ist. Wir überlegen auch deshalb in den nächsten Jahren einen Brunnen zu bauen. Es regnet gerade nur noch so viel, daß es für die normalen landwirtschaftlichen Kulturen gerade so ausreicht. Wenn es in den nächsten Jahren nur noch ein wenig weniger regnen würde, dann hätten wir ein Problem das Corona in den Schatten stellt. Nächste Woche beginnen wir mit der Getreideernte, das ist in etwa 2 Wochen früher als noch vor 10 Jahren. Diese so langsamen, fast unmerklichen Veränderungen sind gefährlich, weil, wenn man sich nicht zurückerinnert, man diese Veränderungen kaum wahrnimmt bzw. evtl. auch bewusst verdrängt. Ich hoffe sehr, dass die Coronakrise die Klimadebatte nicht an den Rand drängt.

Eigentlich wollten wir, wenn nicht Corona gekommen wäre, im Frühjahr die Packhalle für unseren Lieferservice erweitern. Das ist eine größere Baumaßnahme. Wir wollen hier ungefähr 800.000 € investieren. Neben der Packhallenerweiterung sind neue Kühlhäuser, ein neuer Bürotrakt und ein neuer Auslieferungsbereich geplant. Pünktlich zum Lockdown erhielten wir dann auch die Baugenehmigung. Da wir nicht wussten wie sich die Coronapandemie auf unseren Betrieb auswirkt, stellten wir das Bauvorhaben erst einmal für einige Wochen zurück. Vor 6 Wochen haben wir die Vorbereitungen zur Planung und Durchführung des Bauvorhabens wieder aufgenommen. Die Ausschreibungen für den Hochbau sind komplett, die Ausschreibungen für den Tiefbau laufen noch. Den Baubeginn planen wir für Ende August bis Ende September. Bauen ist immer spannend. Man baut für 30 Jahre, kann aber die Zukunft nur für etwa 2 bis 3 Jahre abschätzen.

Unseren Hofladen, den wir schon 2019 eröffnen wollten, werden wir nun voraussichtlich Ende August eröffnen. Auch wenn Sie unseren Lieferservice in Anspruch nehmen, lade ich Sie dazu ein unseren Hofladen zu besuchen. Insbesondere, da wir in diesem Jahr coronabedingt kein Hoffest machen, ist ein Hofladenbesuch auch eine schöne Gelegenheit unseren Betrieb näher kennen zu lernen. Gerne bieten wir Ihnen auch, sofern die Zeit es erlaubt, spontane Gewächshausführungen in kleinen Gruppen an.

Und draußen in der Welt schwappt Covid-19 wie ein Tsunami über die Erde und hinterlässt, mal wieder, wie so oft, bei den ärmsten der Armen eine Spur der Verwüstung. Vor diesem Hintergrund haben wir diese Krise bisher ganz gut gemeistert. Ich bin auch froh, dass ich diese E-Mail erst heute schreibe und nicht schon vor 8 Wochen geschrieben habe, denn dann hätte ich wahrscheinlich darüber geschrieben, wie fremd es mir erscheint, dass sich Politiker Virologen halten, wie andere sich Hunde halten. Am Anfang dieser Pandemie hat doch eine ziemliche Unsicherheit geherrscht, die zudem von diesen sog. Fachmännern noch befeuert wurde. Veterinärmediziner, Epidemiologen wären hier als Berater wohl die bessere Wahl gewesen, denn die wissen was passiert (wie schon weiter oben beschrieben), wenn eine Wildsau, infiziert mit der afrikanischen Schweinepest (auch ein Virus) durch einen Schweinestall getrieben wird.

Wo wir jetzt auch schon bei der Fleischindustrie sind. Es ist seit Jahren alles bekannt. Unter welchen Umständen und zu welchen Hungerlöhnen die osteuropäischen Werksvertragsmitarbeiter arbeiten müssen. Das wissen die Politiker, das weiß auch der Bauernverband. Nirgends in Europa wird so billig geschlachtet wie in Deutschland. Die Schlachthöfe werden nur deshalb nicht, oder sehr zögerlich geschlossen, weil den Schlachthöfen eine Fleischindustrie, bzw. Mastindustrie vorgelagert ist, die man nicht stoppen kann. Man kann in der Tierhaltung, zumindest in dieser Tierhaltung wie sie hier in Deutschland praktiziert wird, die Bänder nicht anhalten. Würden über längere Zeit keine Mastschweine geschlachtet, müsste man tragende und nichttragende Muttersauen und ihre Ferkel keulen (töten), weil keine Mastplätze für die Ferkel vorhanden wären. Hier rächt sich, dass tausende kleinere Schlachtbetriebe, bedingt durch übertriebene Hygieneanforderungen, geschlossen wurden.

Zum Schluss noch einige Sätze zu Boris Palmer, der die Restlebenszeit alter, coronainfizierter Menschen den Kosten gegenüberstellt, die diese verursachen. Der Boris gehört zu der Gruppe alter Männer (alt kann man in jedem Alter sein) die, je mehr sie sich ihrer zunehmenden Bedeutungslosigkeit bewusst werden, umso mehr Dummheit posten. Dem Herrn Palmer wollte ich zuschauen, wenn er die Kranken sortiert, „du ins Hospital und du ins Hospiz“. Ab wann kostet man mehr als man bringt? Diese Frage sollte sich jeder ganz langsam auf der Zunge vergehen lassen.

Wir sind dankbar, dass wir so gut in den vergangenen Monaten über die Runden gekommen sind. Wir danken Ihnen dafür, dass Sie uns so manchen Packfehler in dieser etwas hektischen Zeit großzügig verziehen haben.

Gruß
Michael Braun

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